(Dis)Appear
Burg Rheinstein – mehr als Mauerwerk: ein Gedächtnis aus Stein, Licht und Schatten. Auf den Wegen, in Räumen, in den Objekten leben Spuren – kaum sichtbar, aber spürbar. Hier spricht die Abwesenheit.
Anwesenheit
Der Rittersaal steht leer, doch man spürt noch Stimmen an den Wänden. Der Tisch ist gedeckt, Stühle warten, Licht fällt ein, als würde jemand eintreten. Doch niemand kommt. Burg Rheinstein lebte einst von Gehölz, Kerzen und Gesprächen. Heute ist sie stumm – und doch voll Erinnerung.
Die Dinge bleiben
Metall glänzt im Halbdunkel der Kammer. Ein Kerzenleuchter steht in der Mitte, ein Buch liegt offen. Das Regal im Hintergrund flüstert von Wissen und Macht. Die Dinge sind Überreste von Leben – sie tragen den Griff, sie tragen das Gewicht der Geschichte.
Erinnerung im Raum
An der Wand ein Porträt: Prinzessin Wilhelmine Luise mit ihren Söhnen. Dieses Bild war Teil des Alltags, ein Symbol von Macht und Zuneigung. Heute wirkt es wie ein stummes Echo. Die Zeit hat die Farben verblichen, doch die Präsenz bleibt bestehen.
Vergänglichkeit
In der Kapelle ruhen drei Särge, eingebettet in stille Schatten. Rosen verblassen auf Holz, Inschriften sind kaum noch lesbar. So sehr die Burg versucht, Geschichte festzuhalten, ruht doch vieles unter Erde und Staub. Das Leben vergeht. Die Erinnerung bleibt – fragil.
Stille Zeugen
Im Dachboden knarzt das Holz. Balken tragen jahrhundertealten Staub. Jede Nut, jede Splitterstelle hat Geschichte gespeichert. Wenn keiner mehr geht, spricht das Haus – mit allen Geräuschen, die niemand zu hören wagt.
Durchblicke
Zwei Rüstungen stehen vor dem Fenster. Hinter ihnen strahlt farbiges Glas. Man könnte denken: sie blicken hinaus – oder hinein. Das Licht trennt Innen und Außen, die Grenze zwischen dem, was war, und dem, was bleibt.
Die Natur übernimmt
Wind und Wetter greifen nach Mauerwerk. Efeu überzieht Stein. Blüten sprießen über Fensterlaibungen. Die Natur kennt kein Vergessen – sie übernimmt, leise, konsequent. Dort, wo Menschen verschwinden, wird neues Leben sichtbar.
Auflösung – Das Licht
Eine Treppe, überbelichtet, führt ins Nichts. Man weiß nicht, ob man hinauf- oder hinuntersteigt. Das Licht verschlingt Formen, trennt Konturen auf. Hier beginnt alles zu verfließen – der Übergang vom Sichtbaren ins Unsichtbare.
Abwesenheit
Der Tisch ist leer, Stühle stehen verlassen. Spinnenweben hängen unter Sitzflächen, das Licht zeichnet Muster auf Boden und Wand. Hier war Gesellschaft. Hier ist Leere. Die Abwesenheit spricht – lauter, als Worte es könnten.
Disappear
Am Ende steht das Kreuz. In der Kapelle, im letzten Licht. Jesus hängt dort – Christus, Artifact, Zeichen. Die Burg hört auf zu erzählen, und schweigt. Was bleibt, ist die Form, das Licht, das Echo.